abc Analyse Bach-Choräle
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Nachfolgend werden 186 vierstimmige Choräle von Johann Sebastian Bach zum Herunterladen vorgelegt. Damit ist beabsichtigt, Connaisseurs und insbesondere in musikalischer Ausbildung befindlichen Studierenden an Universitäten, Musikhochschulen, Konservatorien und sonstigen Ausbildungsstätten anspruchsvolle Notentexte an die Hand zu geben, mittels derer u. a. funktionsharmonische Analysen geübt werden können. Und vor allem: Keine Übungsaufgabe ohne Lösung! Für alle Choräle wird deshalb EINE funktionsharmonische Analyse-Lösung vorgeschlagen (alternative Analyse-Lesarten sind grundsätzlich möglich).
Wohlgemerkt: Die hier zum Herunterladen angebotenen Choräle fungieren im wesentlichen als Übungs-Notentexte zur Erstellung funktionsharmonischer Analysen, wohl wissend, dass man sich dem Wesen und Innersten dieser Musik nicht allein mit einer funktionsharmonischen Analyse nähert; ihr wohnt wesentlich der Geist des Generalbasses und des Kontrapunkts inne.
Bei den Chorälen handelt es sich um die Choräle BWV 253 bis BWV 438. Grundlage der Notentexte wie auch der Choraltitel (inklusive der Zusätze des Bearbeiters) der bereitgestellten Choräle bildet die Neue Bach-Ausgabe (Serie III, Band 2, Teil 2), die ihrerseits im Wesentlichen auf der zwischen 1784 und 1787 bei Johann Gottlob Immanuel Breitkopf in Leipzig erschienen Druckausgabe von Johann Sebastian Bachs vierstimmige(n) Choralgesänge(n) basiert. Diese wiederum geht in ihrem hauptsächlichen Bestand auf eine Sammlung Carl Philipp Emanuel Bachs zurück, deren Manuskript 1771 von Johann Philipp Kirnberger erworben wurde.
Die gesammelten Choräle wurden schon zu jener Zeit als didaktische Werke verstanden und als Muster des vierstimmigen Satzes aufgefasst. Schon Carl Philipp Emanuel Bach, einer der Söhne Johann Sebastian Bachs, betonte den Nutzen der Choräle als Studienobjekte für die „Lehrbegierigen der Setzkunst“.
In gewissem und eingeschränktem Sinne können die Choräle auch als Studienobjekte für die „Lehrbegierigen der tonalen Funktionen der Akkorde“ gesehen werden. Vor dem Hintergrund des Verschwindens des Generalbasses aus der musikalischen Praxis gegen Ende des 18. Jahrhunderts geht mit der Generalbassbezifferung auch die Möglichkeit der Bezeichnung von Akkorden verloren. Eine neue Bezeichnungsweise von Akkorden entwickelt seit 1872 Hugo Riemann (1849-1919), die ihre abschließende Formulierung 1893 in seiner Lehre von den tonalen Funktionen der Akkorde (Funktionstheorie) erhält. Riemanns Akkordbezeichnungen sind Chiffrierungen der Harmonien im funktionalen Zusammenhang eines musikalisch logischen Kadenzgeschehens, unabhängig von der jeweiligen Tonart; auch komplizierte dissonante Bildungen und Akkordfortschreitungen sind dann zu verstehen als mehr oder minder modifizierte Gestalten der drei allein wesentlichen Funktionsharmonien: Tonikadreiklang (als tonales Zentrum), Subdominant- und Dominantdreiklang (quintverwandt zum tonalen Zentrum). Insgesamt betrachtet ist Riemanns Funktionstheorie der lange Zeit als klassische Harmonietheorie geltenden Stufentheorie insofern überlegen, als dass viele Klangbildungen mit der Stufentheorie nicht erklärbar sind.
Und nun viel Spaß und Erkenntnisgewinn mit den funktionsharmonischen Analysen der kleinen bachschen Kunstwerke!